Jugendbauhütte im 7‑Mühlen-Dorf Räbke

Die Mühle Liesebach machte den Anfang
Seit September letzten Jahres existiert die Jugendbauhütte Niedersachsen-Ostfalen, die vom Ortskuratorium Helmstedt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unter Leitung von Karl-Heinz Broska ins Leben gerufen wurde.
Ein erster Großauftrag: Renovierung von “Haus Scheepers” in Königslutter und Einrichtung einer Tourist-Information für den Kaiserdom im Untergeschoss des Hauses.
Sechs junge Damen aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands absolvieren ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege als Mitglieder der Jugendbauhütte. In der Woche wohnen sie in Räumlichkeiten des historischen “Hotel Petzold” in Helmstedt.
In der Woche vom 21. bis 25. März war für sie ein Rahmenprogramm mit Fortbildung auf unterschiedlichen Ebenen mit verschiedenen Bezügen zur Denkmalpflege angesagt.
So war der Montag ein Mühlen- und Räbke-Tag. Ab 10:00 Uhr begrüßten Dietmar Hoffmann als stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Mühle Liesebach, Heidi Fengel und Oona Scheepers vom Ortskuratorium Helmstedt und Christian Lubkowitz die vier Teilnehmerinnen in der Mühle.
Von den Wassermönchen, die in Räbke die erste Mühle um 1205 errichtet hatten, über ihre Nachfolger vom Benediktiner-Kloster St. Ludgeri in Helmstedt – verantwortlich für die Liesebach-Mühle am Mühlengraben – führte der stark kulturgeschichtliche erste Teil der Veranstaltung zum segensreichen Wirken der vielen Ehrenamtlichen und zum finanziellen und ideellen Einsatz von Hermine Liesebach, die als Witwe des letzten Müllers mit ihrem Satz „Herr Röhr, wir machen das Mühlenrad neu!“ im Jahr 2009 den Aufschlag zur heutigen Bedeutung gab.
Ohne jeden Zweifel lebt die Mühle durch das Ehrenamt. Veranstaltungen wie der “Deutsche Mühlentag” oder Konzerte mit Bands aus der Region wären ohne den Einsatz vieler Menschen aus Räbke und der näheren Umgebung nicht machbar. Ganz zu schweigen vom “Team Spezielle Operationen”, das sich wöchentlich mittwochs trifft und von der Instandsetzung bis zu Reinigungsarbeiten sich jeder gestellten Aufgabe mit Inbrunst widmet. Der Bergbau-Ingenieur Dietmar Hoffmann ist einer von ihnen und konnte bei der sich anschließenden Mühlenführung über 3 Geschosse einen praktischen Einblick in die Arbeit, aber vor allem in die zusammenwirkenden Systeme einer Wassermühle geben.
Eine Erläuterung zu Räbke als Ort herausragender Papierherstellung aus Lumpen in Niedersachsen folgte.
Davor jedoch hatte Oona Scheepers für einen kräftigen Brötchen-Imbiss gesorgt, der bis auf die letzte Krume verzehrt wurde. Räbker Bildung ist eben kraftraubend, beanspruchend und kalorienzehrend.

Den Abschluss des „Fortbildungstages“ bildete dann ein Räbker Dorfrundgang unter der Leitung von Heidi Fengel, die als ehemalige Denkmalpflegerin natürlich den Denkmalschutz und die Denkmalpflege an den Objekten Räbker Baukultur erläuterte. Von der eigenen Hofstelle – ein ehemaliger Vierseithof – ging es zum Thie, dessen Bedeutung als Kultur- und Landschaftsdenkmal gar nicht hoch genug einzuschätzen ist.

Ein spontaner Abstecher zu den Neumietern des ehemaligen Brennecke-Hauses an der Hauptstraße 24 und eine Innenbesichtigung an gleicher Stelle waren ein besonderes Highlight. Hatte die Gruppe der Jugendbauhütte doch beim Einrichten der Holzfenster vor Jahr und Tag mitgeholfen und Hand angelegt.
Der Weg zurück führte über die geplante Mehrgenerationen-Einrichtung Räbker Schunterquartier, über das Dorfzentrum und die “Alte Schule” mit dem Atelier “Klaus Stümpel” zurück zum Ausgangspunkt Mühle Liesebach, wo ca. sechs Stunden intensive Fortbildung in Baukultur, Geschichte und Mühlentechnik endeten.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!